Verstärkte Nachfrage nach Jodtabletten
Aktuell steigt in den Apotheken die Nachfrage nach Jodtabletten in allen freiverkäuflichen Stärken (100 μg, 200 μg, 2 mg). Dieses Verhalten schadet langfristig nur den Patienten, die auf diese Medikamente tatsächlich angewiesen sind und dann möglicherweise nicht mehr verfügbar sind.
Ja, vieles rund um den Krieg in der Ukraine klingt gefährlich, aber in Europa gibt es mehrere Behörden, die sich um Strahlenschutz kümmern und das Aufkommen von gefährlicher Strahlung auch messen. Von deren Seiten gibt es bislang Entwarnung.
Aufgrund der Entfernung zur Ukraine ist nicht damit zu rechnen, dass eine Einnahme von Jodtabletten erforderlich werden könnte. Von einer selbständigen Einnahme der Tabletten wird dringend abgeraten. Eine Selbstmedikation birgt erhebliche gesundheitliche Risiken, hat aktuell aber keinerlei Nutzen.
Quelle: Bundesministerium für Verbraucherschutz: www.jodblockade.de
Sollte das Szenario einer Bedrohung durch radioaktive Strahlungen realistischer werden, wäre es denkbar, dass die Behörden über den Katastrophenschutz Tabletten verteilen. Die Bundesrepublik hat dazu 190 Millionen Tabletten eingelagert, die 65 mg Kaliumiodid pro Tablette enthalten. Selbst eine Verteilung würde noch nicht bedeuten, dass sofort Jod eingenommen werden muss.
Um im Ernstfall auf die benötigten 65 mg Kaliumiodid zu kommen, müsste ein 40jähriger Mensch mehrere Hundert Tabletten von den freiverkäuflichen Jodtabletten nehmen, welche nur 0,1 bis 2 mg Kaliumiodid enthalten. Es macht daher überhaupt keinen Sinn, die freiverkäuflichen Jodtabletten auf Vorrat einzukaufen.
Das A und O einer erfolgreichen Jodblockade ist der richtige Zeitpunkt.
Nimmt man es zu früh, kann die Wirkung schon wieder verringert sein, nimmt man es zu spät kann sich radioaktives Jod in der Schilddrüse einlagern. Unerwünschte
Nebenwirkungen können durchaus auftreten und bei einer Einnahme zu einem falschen Zeitpunkt treten somit nur negative Effekte auf.
Eine Jodblockade schützt zudem nur vor radioaktivem Jod und keinen anderen radioaktiven Stoffen, z.B. radioaktives Cäsium, Strontium oder andere Elemente.
Eine Jodblockade wird vor allem für Kinder, Jugendliche, schwangere und stillende Frauen empfohlen. Ab 45 Jahren wird eine Einnahme von Jodtabletten nicht mehr empfohlen und es kommt bei der Einnahme von Jod sogar eher zu Problemen und Nebenwirkungen.
Eigenschaften von Jodtabletten:
Das essentielle Spurenelement Iod wird dem Körper in Form von Iodid zugeführt und ist für die Synthese der Schilddrüsenhormone Thyroxin und Triiodthyronin notwendig. Die Substanz kann einen Mangel ausgleichen bzw. verhindern und dient der Strumaprävention.
Indikation von JodTabletten:
- zur Prophylaxe der endemischen Iodmangelstruma
- zur Rezidivprophylaxe nach medikamentöser oder operativer Therapie einer endemischen Struma
- zur Therapie der euthyreoten Struma bei Kindern, Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen.
Nebenwirkungen von Jodtabletten:
- Bei Verwendung zur Strumatherapie beim Erwachsenen (Dosierung von über 300 μg bis 1 mg Iodid/Tag kann es in Einzelfällen zu einer Jod-induzierten Hyperthyreose kommen.
- Bei prophylaktischen täglichen Jodgaben von mehr als 150 μg kann es bei Vorliegen größerer autonomer Areale in der Schilddrüse zu einer Manifestation einer Hyperthyreose kommen.
Eine Hyperthyereose = Schilddrüsenüberfunktion äußert sich z.B. in Unruhe, Nervosität und erhöhter Herzfrequenz (schnellerem Herzschlag, Herzrasen).
Von: Dr. Antje Rückstein, Apothekerin seit 1993, mit eigener Apotheke in Herten
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